Was sind Stereotypien?
Jeder aufmerksame Besucher von Zoos und Zirkussen hat bestimmt schon Verhaltensstörungen und Stereotypien bei den verschiedensten Tierarten gesehen. Giraffen und Kamele die immer wieder die Gehegestangen an der gleiche Stelle ablecken, die Emus, Nandus und Strausse die immer am Gehegegitter auf und ab gehen, Raubtiere die sich in ihren Gehegen im Kreise gehen und eben Elefanten die ihren Kopf rhythmisch hin und her bewegen.
Ist dieses Verhalten normal?
Das Schaukeln des Körpers und das hin und her pendeln des Kopfes scheint für viele Betrachter zum normalen Verhalten der Elefanten zu gehören.
Erwachsenen Zoo- und Zirkusbesucher erklären ihren Kindern, dass die Elefanten auf diese Weise tanzen. Sogar Zirkusdirektoren wollen dem Publikum weismachen, dass die Elefanten im Herzrhythmus schaukeln müssen, um zu dösen und sich so zu beruhigen.
Zum normalen natürlichen Verhaltenskatalog der Elefanten gehört diese Stereotypie jedoch nicht. Elefanten in der freien Natur kommen wohl gar nicht dazu Stereotypien zu entwickeln, da sie mit der täglichen Bedürfnisbefriedigung voll umfänglich beschäftigt sind.
Interview mit Ruedi Tanner zum Thema «Stereotypie»
Wie wird dieses hin und her schaukeln genannt?
Die Elefantenpfleger nennen diese stereotypen Bewegungen «weben».
Elefanten kennen verschiedenste Formen des Stereotypieren. Es gibt Zoo- und Zirkuselefanten die ihren Körper nur leicht von einer Seite zur anderen oder von vorne nach hinten bewegen, ohne die Füsse zu heben. Andere Elefanten weben breitbeinig und raumgreifend von links nach rechts und schwingen dabei ihren Rüssel. Es gibt auch Elefanten die ihren Kopf schnell im Kreise drehen und den Rüssel schwingen oder immer wieder einen Schritt nach vorne und nach hinten machen.
Warum stereotypieren die Elefanten?
Wenn zum Beispiel ein Elefant den Körperkontakt mit einem befreundeten Elefanten sucht und ihm das verunmöglicht wird, da er angekettet ist, kann er zu stereotypieren beginnen. Der Elefant wird erst mit dem Weben aufhören, wenn er sein Ziel erreicht, d.h. den befreundeten Elefanten berühren kann oder wenn ihn ein neuer Reiz ablenkt. Wenn er nun aber auch diesen Schlüsselreiz nicht befriedigen kann, beginnt der Kreis der Endtäuschungen von vorne und der Elefanten wird so zu einer traurigen und frustrierten Kreatur.
Eine ausreichende Bedürfnisbefriedigung kann man an der Gesundheit und am natürlichen Verhalten der Elefanten erkennen.
Die gestörten Verhaltensweisen der Zoo- und Zirkuselefanten können auch Folgen von Unterbeschäftigung und Reizarmut sein.
Den Elefanten in den Zoos und Zirkussen fehlen die täglichen Herausforderungen mit denen die Elefanten in der Wildnis konfrontiert sind. Feindvermeidung, Futter- und Wassersuche sind Schlüsselreize die in den Zoos und dem Zirkus fehlen. Darum ist es wichtig die Elefanten sinnvoll zu beschäftigen und ihnen so Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.
Weben beschäftigte Elefanten nicht?
Auch wenn die Elefantenpfleger ihre Tiere mit frischen Ästen, Heu und Spielzeug beschäftigen, beginnen vor allem ältere Elefanten immer wieder mit dem Weben. Elefanten die sich irgendwann in ihrem Leben das Weben angewöhnt haben, kommen davon kaum mehr los. Wie eine Sucht scheint das Stereotypieren die Elefanten einzuholen und auf die anderen Elefanten ansteckend zu wirken.
Wenn im Elefantenstall das Abendfutter vorbereitet wird, warten und weben die Elefanten bis die Elefantenpfleger die Türe öffnen. Die Elefanten verhalten sich in diesem Moment ähnlich wie Menschen, die im Restaurant auf das Essen oder am Bahnhof auf den Zug warten müssen.
Kann das Weben den Elefanten schaden?
Obwohl das Stereotypieren in Form des Weben nicht zum normalen Verhalten der Elefanten gehört, schadet das Weben den Elefanten nicht unmittelbar. Die dauernden Schaukelbewegungen des Körpers können sich eventuell längerfristig negativ auf die Gelenke, die Fusssohlen und auf die Zehennägel auswirken.
Das Weben der Elefanten ist ein Ausgleichsverhalten, welches durch Langeweile, Frustration und Trostlosigkeit entsteht. Es sollte im Interesse aller Elefantenhalter liegen, ihren Tieren ein interessantes, abwechslungsreiches und elefantengerechtes Leben zu bieten.
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