Sind Elefanten oft krank?
Grundsätzlich sind Elefanten robuste Tiere mit einer sehr guten körperlichen Konstitution. Speziell gilt dies für bestens genährte und gepflegte Zoo Elefanten, die ohne Stress leben.
Wo verletzen sich die Elefanten?
Trotzdem gibt es immer wieder kleinere und grössere Verletzungen die von den Elefantenpflegern behandelt werden müssen. Die Elefantenhaut ist sehr sensibel und Wunden verheilen nur langsam. Aus diesem Grunde achtet der Elefantenpfleger beim täglichem Waschen der Elefanten auf kleine oberflächliche Verletzungen. Die Wunden sollten gründlich desinfiziert und mit einer Wundsalbe behandelt werden. Die Gefahr, dass sich eine kleine Wunde sonst zu einem Abszess weiter entwickelt, ist gross.
Wie werden die Wunden behandelt?
Bei der Behandlung von Abszessen und Wunden kommen vor allem sauberes Wasser, Kamillenextrakt und Jod oder ein anderes Wunddesinfizierungsmittel zur Anwendung.
Die Behandlung von Abszessen und Wunden ist sehr langwierig und die Verletzung hinterlässt meistens eine Narbe auf der Haut. Diese Narben findet man auch bei Elefanten die von ihren Pflegern oder Dompteuren aus Unachtsamkeit oder absichtlich mit zu scharfen und zu spitzen Elefantenhaken “geführt“ werden. Solchen Narben befinden sich meistens hinter den Ohren, am Rüsselansatz und an den Ellbogen.
Warum streiten Elefanten?
Da Elefanten in einer dynamischen sozialen Struktur leben, kommt es auch immer wieder zu Streitereien und Rangkämpfen. Dabei sind die Elefanten in der Wahl ihrer Kampfmethoden nicht zimperlich. Tritte, Rüsselschläge, mit dem Kopf gegen eine Wand rammen oder in den Abtrenngraben stossen, gehören zu den verbreiteten Kampftechniken der Elefanten.
Beissen Elefanten?
Bei einigen Zirkussen herrscht die Unsitte, dass sich die Elefanten bei Gehen vom Bahnhof zum Zirkusplatz oder in der Manege mit dem Rüssel den Schwanz des Vordertiers halten müssen. Das greifen des Schwanzes ist für die Elefanten nicht tiergerecht, da der Schwanz für die Elefanten ein ungeschützter Körperteil ist. Sie können nicht sehen wer sie anfasst.
Streitende Elefanten versuchen sich bei Kämpfen gegenseitig in den Schwanz zu beissen, was bestimmt sehr schmerzhaft ist.
Geschieht dies auch in der freien Natur?
Dies kann auch asiatischen Arbeitselefanten geschehen, welche nach der Arbeit, an den Vorderfüssen gehoppelt, zur Nahrungssuche in den nahe gelegenen Urwald gelassen werden. Wilde, sich frei bewegende, Elefanten werden die gefesselten Arbeitselefanten angreifen und auch versuchen sie in den Schwanz zu beissen.
Sind Schwanzverletzungen schwer zu behandeln?
Neben dem, dass diese Bisse in das verlängerte Rückgrat bestimmt extrem schmerzhaft sind, ist die Wunde auch schwer zu behandeln. Es braucht eine sehr grosse Vertrautheit zwischen dem Pfleger und dem Elefanten damit der verletzte Elefant seinen Schwanz zeigt und behandeln lässt.
Elefanten besitzen eine enorme Kraft im Schwanz und es ist unmöglich ihn zu halten, wenn der Elefant das nicht will. Er wird sich schnell hin und her wenden, mit dem Schwanz schlagen oder gar mit den Hinterfüssen treten.
Wie wird die Wunde behandelt?
Die Wunde am Schwanz wird mit einem Kamillenextrakt-Wasser Bad behandelt. Dazu muss der Elefant den verletzten Schwanz ca.15 Min. in einen Wassereimer baden der mit einem Kamillenextrakt-Wasser Gemisch gefüllt ist. Dabei muss die Wunde immer wieder von altem Schorf und Hautresten gereinigt werden. Diese Prozedur ist für das Tier sehr schmerzhaft. Da es aber seinem Pfleger vertraut, steht es mehr oder weniger ruhig und lässt sich behandeln. Nach dem Einweichen wird die Wunde mit einer desinfizierenden und einer Wundsalbe eingesalbt.
Danach kommt das aller wichtigste: Die Belohnung des Elefanten mit seinen liebsten Leckerbissen wie Traubenzucker, Bananen oder ein Apfel.
Da diese Behandlung Wochen dauern kann, wird sich eine Routine einspielen. Die Wundbehandlung gehört dann zum Tagesablauf.
Gibt es Wundverbände für die Elefanten?
Es ist praktisch unmöglich mit einem Verband eine Wunde abzudecken. Der verwundete Elefant selber und alle anderen Elefanten würden versuchen diesen Verband zu entfernen, zu fressen oder damit zu spielen.
Kann der Tierarzt mit einem Kaiserschnitt helfen?
Operationen mit dem Skalpell sind bei Elefanten praktisch unmöglich. Wenn der Tierarzt die Haut des Elefanten aufschneidet, muss er gegen die riesigen physikalischen Kräfte der Masse ankämpfen. Der innere Druck einer Masse, wie Elefanten sie besitzen, würde bei einer Operation am Unterleib den Darm durch den Schnitt quellen lassen.
Aus demselben Grund ist es auch kaum möglich bei einer schwierigen Geburt einen Kaiserschnitt durch zu führen. Die Elefantenmutter würde das nie überleben.
Was für andere Möglichkeiten gibt es?
Möglich ist hier unter Umständen nur ein Dammschnitt, zwischen After und Scheide, um ein stecken gebliebenes Elefantenbaby zu retten wenn es noch lebt, oder zu entfernen wenn es tot ist, um das Leben der Elefantenkuh zu retten.
Das Nähen der Operationswunde ist weiteres Problem. Wegen des enormen Drucks ist die Naht einer grossen Belastung ausgesetzt. Normaler Operationsfäden würde sich in die Haut einschneiden und die Wunde nicht zusammen halten.
Wie werden Elefanten narkotisiert?
Das Narkotisieren eines Elefanten ist kompliziert. Auch wenn der Tierarzt die Narkose direkt mit einer Spritze setzten kann, ist die Dosierung schwierig.
Wenn die Narkose zu wirken beginnt und der Elefant zusammen bricht, ist es sehr wichtig das schwere Tier in die richtige Position zu bringen. Der Elefant muss schonend liegen um richtig zu atmen können. Zudem muss der Elefant muss auch so liegen, dass die Tierärzte gut und effizient arbeiten können.
Spielt es eine Rolle wie die Elefanten gehalten werden?
Dies alles ist nur in einem direkten Kontakt zum Elefanten oder mit einem Crash möglich. Beim Off-Hand Management dagegen kann der Tierarzt/in eine Narkosenspritze nur mit dem Blasrohr schiessen.
Dieses Vorgehen ist mit einigen Risiken verbunden:
- Das genaue Gewicht des Elefanten lässt sich nur schätzen
- Niemand kann genau wissen, wann und in welcher Position der Elefant umfällt und einschläft
- Es kann sein, dass der Elefant beim Umfallen sich noch mehr verletzt
- Ich weiss auch nicht, wie man in diesem Haltungsmanagement einem verletzen Elefanten täglich eine Wunde gründlich reinigt und desinfiziert.
Was ist die Alternative zur Vollnarkose?
Eine schonendere Möglichkeit ist das Beruhigen des Elefanten mit einem Barbiturat. Dabei dämmert der Elefant vor sich hin und wird erst dann lokal betäubt.
Diese Methode wurde bei der Klitorisoperation von Druk angewendet.
Druk hatte eine Klitoriswucherung die sie oft sehr störte. Reste von Urin, Schmutz und Stallstaub in den vielen Falten der Wucherung reizten die Haut und juckten sie.
Die einzige effektive Lösung war das Entfernen bzw. Abschneiden dieser Wucherungen durch einen operativen Eingriff.
Wie wurde die Blutung gestillt?
Da die Durchblutung der Klitoris sehr stark ist, mussten die Tierärztin und der Tierarzt jeden Schnitt sofort wieder abklemmen und zunähen. Dank dem starken Barbiturat und dem Hängegeschirr stand Druk diese mehrstündige, mit grossem Blutverlust verbundene, Operation sehr gut durch.
Wie wurde Druk auf die Operation vorbereitet?
Damit der Elefanten bei einem eventuellen Sturz nicht die Elefantenpfleger, die Tierärzte oder sich selber gefährdet, hängt Druk in einem Hängegeschirr, das mit einem Flaschenzug an einem T-träger an der Decke befestigt ist.
Damit das Geschirr den Patienten nicht beunruhigt, begannen wir einige Wochen vor der Operation mit der Anprobe des Geschirrs. Mit der Zeit gehörte diese Übung zum normalen Tagesablauf. Druk, eine vorsichtige und etwas misstrauische Elefantenkuh, lernte, dass das Geschirr nicht gefährlich ist und keine Schmerzen verursacht.
Kann ein Elefantenbulle auch so behandelt werden?
Alle diese medizinischen Eingriffe sind jedoch nur im freiem ungeschützten Kontakt zu den Elefanten möglich. Im Protected contact ist eine kleinere Wundbehandlung sicher möglich. Der Bulle Maxie lässt sich, wenn er nicht in der Musth ist, ohne weiteres von seinem vertrauten Pfleger behandeln. Bei Nagel- und Fusssohlenproblemen badet er auch zuverlässig seinen Fuss in einer entsprechend grossen Wanne. (OK, einige “verbotene“ Schlücke des Kamillensud genehmigt er sich dabei schon.)
Danke für den faszinierenden Einblick in die Tier Betreuung, insbesondere die medizinische, die nicht im Blickfeld des Besuchers geschieht. So wird das Wissen um die Tiere einem breiteren Publikum zuteil.
Mercedes
Vielen Dank für Ihr Kompliment!
Das Ziel meiner Webseite upali.ch ist es allen interessierten Tierfreunden das Verhalten und die Bedürfnisse der Elefanten in der Wildnis wie auch in den Zoos zu erklären. Es ist mir aber auch wichtig die Problematik der Wildtierhaltung aufzuzeigen und den interessierten Zoo- und Zirkusbesuchern einen Einblick hinter die Stalltür zu geben.