Sind Bullen eine Herausforderung?
Die männlichen Elefanten stellen in der Elefantenhaltung eine besondere Herausforderung dar! Wie bei den meisten Säugetieren ist auch bei den Elefanten das männliche Tier stärker und massiger gebaut als die Weibchen. Bereits Pferdebesitzer bekunden Probleme mit ihren Hengsten und Landwirte welche einen eigenen Stier halten, sind leider eine Ausnahme.
Was ist bei Elefantenbullen anders?
Beim Elefantenbullen kommt neben seiner Grösse und Kraft noch das Phänomen der Musth dazu. Die Musth bewirkt, dass Elefantenbullen nicht wie Elefantenkühe gehalten werden können.
Elefantenbullen, die zur Körperpflege im Stall angebunden werden, gehören der Geschichte an. Wo dies immer noch geschied, ist ein schwerer Unfall vorprogrammiert.
Wie muss ein Bullenstall aussehen?
Der Bullenstall muss nach dem Prinzip des Protected Contact mit einem Wechselstall gebaut sein. Das heisst, der Stall lässt sich durch ein Schiebetor in zwei Räume aufteilen. Beim geschlossenen Schiebetor kann in der einen Hälfte der Stall gereinigt oder das Futter zubereitet werden, währenddem in der anderen Stallhälfte der Elefantenbulle mit Essen oder Warten beschäftigt ist.
Der Elefantenpfleger und der Bulle befinden sich bei diesem Haltungsprinzip nie in direktem Kontakt und Unfälle können so weitgehend vermieden werden.
Wie wird der Bulle gepflegt?
Damit die Körperpflege des Bullen gewährleistet ist, muss die Stallabschrankung aus massiven Gitterstangen bestehen, die einen genug grossen Abstand haben, dass der Elefant gewaschen werden kann, die aber auch so eng sind, dass der Elefantenbulle den Pfleger nicht mit dem Rüssel erreichen kann. Zur gründlichen Körper- und Fusspflege müssen sich verschiedene kleinere Tore öffnen lassen können.
Warum gibt es wenige Zoos mit Elefantenbullen?
Wegen diesen baulichen Aufwendungen sind Elefantenbullen in Zoos recht selten. Dies muss sich aber in naher Zukunft ändern.
Wenn ein Zoo jedoch einen Bullen hat, wird er diesen hoffentlich für die Zucht einsetzen. Statistisch kommt auf jede 2. Elefantengeburt ein Bullenkalb. Diese Bullenkälber brauchen alle einen neuen und guten Platz. Denn bereits im jugendlichen Alter können Elefantenbullen für ihre Pfleger gefährlich werden und sollten darum mit ca. 4 – 5 Jahren in einem sicherem Wechselstall untergebracht sein. Leider sind zur Zeit die wenigsten Zoos auf die Haltung von 2 oder, noch besser, mehreren Bullen eingerichtet.
Elefantenbullen im Zirkus?
Im Zirkus ist es heutzutage noch unmöglicher einen Bullen auch nur einigermassen tiergerecht zu halten. Bis vor wenigen Jahren, waren jedoch die Zirkusleute und auch das Publikum noch anderer Meinung.
Bis vor einigen Jahren führten Zirkusse noch Elefantenbullen mit. Der kastrierte Elefantenbulle «Colonel Joe» reiste bis zu seinem Tode, 2012, mit dem Zirkus Krone auf Tournée.
Berühmt war der asiatische Elefantenbulle Shenka (starb 23.12.2007) des Zirkus Alberti mit Stefan Frank. Dieses Duo bildete die positive Ausnahme von der Regel. Mit über 40 Jahren schien sich Shenka voll an ein Leben als Einzelgänger im Zirkus angepasst zu haben.
Wie war das früher?
Ein Zirkus der etwas auf sich hielt, besass mindestens einen Elefantenbullen. Dabei kam es immer wieder zu schlimmen Unfällen, die meistens dem Dompteur und dem Bullen das Leben kostete. Wenn ein Bulle in die Musth kam, konnte er nicht mehr in der Manege arbeiten und wurde zum Ausstellungsstück degradiert. Ein trauriges Beispiel ist der Bulle Tusko, der in den 30er Jahren in Amerika lebte. Weil er ein gefürchteter «Mankiller» war, wurde er gefesselt und verkettet, als Bestie dem Publikum vorgeführt.
Was bedeutet Halbkastrat? wie soll sowas überhaupt funktionieren?
Vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben absolut recht! Einen Halbkastraten gibt es nicht, denn entweder kann der Bulle Junge zeugen, oder er kann es eben nicht mehr, falls er kastriert ist.
Einen Elefantenbullen zu kastrieren ist jedoch eine sehr heikle Operation, da sich das Fortpflanzungsorgan (Hoden), wie beim Igel und den Spitzmausarten, in ihrem Körperinneren nahe den Nieren befindet.